Es ist Zeit für den Wechsel

Warum auch Wörrstadt einen neuen VG-Bürgermeister braucht

Wer gegen einen Amtsinhaber kandidiert, der ständig im Nachrichtenblatt
auftaucht, hat einen Bekanntheitsnachteil. Und er braucht gute Argumente, warum die Wähler/-innen einen anderen wählen sollen. Welche Argumente hast Du?
Christian Wertke: Ich bin seit vielen Wochen in den Ortsgemeinden und in Wörrstadt unterwegs, um mich den Bürger/- innen vorzustellen. Das soll nicht nur den Bekanntheitsnachteil ausgleichen, sondern ich will auch mit den Menschen so oft wie möglich ins Gespräch kommen, um zu erfahren, wo der Schuh drückt.
Dabei sagen mir viele: Es geht in der Verbandsgemeinde wenig voran. Vieles ist in Routine erstarrt, die Umsetzung von Projekten dauert zu lange, die VG schmückt sich mit den Leistungen der Ortsgemeinden und der ehrenamtlichen Helfer/innen. Die eigenen Initiativen konzentrieren sich auf Nebenschauplätze und Pseudo-Aktivitäten.
Kurzum: Nach 16 Jahren wünschen sich die Menschen einen Wechsel, frischen Schwung, neue Ideen und: einen neuen Bürgermeister.

Jetzt Butter bei die Fische: Was dauert zu lange und warum?
C. W.: Die Verbandsgemeinde soll als Dienstleister die Ortsgemeinden unterstützen und deren Beschlüsse umsetzen. Und das funktioniert immer schlechter. In Armsheim z. B. gibt es nach wie vor kein neues Gewerbegebiet. Die Erweiterung des Einkaufmarkts geht nicht voran. Daran ist die VG nicht allein schuld, denn wir hatten auch ein langwieriges Verfahren vor dem OVG Koblenz. Dennoch dauert die Erledigung der Aufgaben der VG viel zu lange und es ist auch kein Druck seitens der VG dahinter.
Ebenso sorgt die Erneuerung der Heizungs- und Lüftungsanlage in unserer Wiesbachtalhalle seit vielen Jahren für Unmut. Die Schließung der Halle droht. Und solche Verzögerungen sind kein Einzelfall.

Frage an den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat Wörrstadt: Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?
Jan Mecks: Ja, und das leider öfter. Jüngstes Beispiel: Die Ausschreibung für den dringend benötigten Anbau im Kindergarten Rheingrafenstraße. Hier muss die VG aktiv werden, was trotz mehrfachen Drängens ewig gedauert hat. Dabei hat Herr Conrad versprochen, sich persönlich zu kümmern. Passiert ist nichts (Anm. der Redaktion: Siehe dazu auch Kasten nächste Seite).
Dafür ist der VG-Bürgermeister immer dabei, einen Erfolg zu verkünden.

Was meinst Du damit?
J. M.: Bei vielen Projekten präsentiert sich der VG-Bürgermeister gerne als alleiniger Initiator, obwohl Stadt, Kreis und Land auch immer einen Anteil an der Umsetzung hatten. Wenn es aber Probleme gibt, wie z. B. die Straßenführung während der Sanierung der B 420, dann taucht die VG ab und andere müssen Lösungen erarbeiten.

Christian, was zählst Du zu Pseudo-Aktivitäten und Nebenschauplätzen?
C. W.: Zum Beispiel die Entwicklung eines neuen Designkonzepts für die VG. Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte das nicht schlechtreden. Die Beteiligung der Bürger/-innen ist sehr wichtig.
Aber braucht man wirklich eine Corporate Identity? Kommt ein Unternehmen zu uns, weil wir einen neuen Slogan haben? Besucht uns ein Tourist wegen eines schicken Logos? Was haben die Bürgerinnen und Bürger davon? Solche Design-Projekte sind teuer und das Geld könnte man sinnvoller investieren.

Es läuft also manches schief. Was willst Du besser machen?
C.W.: Für mich ist ganz klar, dass die VG Dienstleister für alle Gemeinden und die Stadt sowie die Bürger/-innen sein muss. Ich möchte daher die Verwaltung entsprechend umbauen, zudem muss sie transparent und modern sein. Darüber hinaus möchte ich einen Ehrenamtsbeauftragten und eine Ehrenamtsbörse einführen. Für die vielen ehrenamtlichen Helfer/-innen muss es eine entsprechend ausgebildete Person geben, die bei Fragen in der täglichen Arbeit unbürokratisch unterstützen und helfen kann.
Auch die Schaffung von altersgerechten Einrichtungen und Betreuungsangeboten sowie die Sicherstellung und der Ausbau der ärztlichen Versorgung muss endlich vorangetrieben werden.

Das sind Aufgaben der Kommunen.
C. W.: Ja. Aber das geht nur gemeinsam. Mit den Gemeinden und der Stadt muss intensiv zusammengearbeitet werden. Gleiches gilt für die Ausweisung von neuen Gewerbe- und Wohnbaugrundstücken. Die Nachfrage ist enorm und Angebote müssen zeitnah und unbürokratisch geschaffen werden. Hierzu gehört auch die Schaffung von bezahlbarem Wohnmietraum.
In den Grundschulen und in den Kitas möchte ich die Betreuungsangebote ausweiten und eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleisten.
Bei der Feuerwehr müssen wir die Einsatzfähigkeit auch in Zukunft sicherstellen, z. B. bei Ausstattung und Ausbildung.
Beim Thema Tourismus muss ich über die VG-Grenzen hinaus entsprechende Angebote schaffen. Hier muss eine intensiintensive Zusammenarbeit mit den anderen VG’s und den Landkreisen erfolgen, um die ganze Region Rheinhessen voranzubringen.

Letzte Frage: Der VG-Bürgermeister wird für acht Jahre gewählt. In dieser Zeit sind z. B. Landrats-, Kommunalund Landtagswahlen. Wie lange würdest Du VG-Bürgermeister bleiben?
C.W.: Natürlich bis zum Ende der Amtszeit. Wenn ich gewählt werde, kandidiere ich selbstverständlich für kein anderes Amt. Nicht für den VG-Rat, nicht für den Landrat oder den Landtag. Manches wäre ein Karrieresprung, vor allem wäre es aber eine
Täuschung der Wähler/-innen. Ich möchte Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wörrstadt werden. Dafür trete ich an!

Dann drücke ich die Daumen und wünsche viel Erfolg.

Die Fragen stellte Jürgen Bayer.


Das dauert und dauert und dauert

Drei Beispiele aus Wörrstadt vom Ersten Beigeordneten Gerhard Seebald Im Haushalt 2017 wurden Mittel für einen Anbau an die Kita Rheingrafenstraße bereitgestellt, um gesetzliche Vorschriften zu erfüllen. Die Ausschreibungen erfolgten im Herbst 2017, die Vergabe wurde Ende 2017 im Stadtrat beschlossen. Trotz mehrmaliger Nachfragen wurden die Aufträge bis Mitte 2018 nicht vergeben. VG-Bürgermeister Markus Conrad hat in der Sitzung des Stadtrates am 18.6. versprochen, sich persönlich zu kümmern. Ende Juli teilte er mit, man habe mit den Firmen Kontakt aufgenommen – mehr nach seinem Urlaub. Bis heute ist nichts geschehen.

Bereits 2016 war bekannt, dass die Heizungsanlage in der Kita Bleichstraße ersetzt werden muss. Erst Ende 2017, nach dem Hinweis der Reparaturfirma, dass Lebensgefahr bestehe, wurden seitens der VG die Maßnahmen eingeleitet, um die Anlage zu erneuern.

Die Eingangstüranlage in der Kita Bleichstraße sollte seit langem ausgetauscht werden. Bis heute liegt kein Angebot vor. Im Juli fand ein Termin mit einem Anbieter statt.

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