Bürger fahren Bürger – Der Neubornbus

Eine Idee bewegt Wörrstadt

Buergerbus_Woerrstadt_2015_FrontDie Info-Broschüre ist im Rathaus, sowie bei vielen Ärzten und Geschäften in Wörrstadt erhältlich.

Am Anfang stand eine gute Idee: Gerhard Seebald, Erster Beigeordneter in Wörrstadt, und die SPD-Fraktion haben die Aktion Bürgerbus vorgeschlagen, um damit ein Problem vor allem älterer Wörrstädter zu lösen: Wie kommt man ohne Auto z. B. zum Arzt, zum Einkauf, zu Freunden? Die Lösung: Mit Unterstützung der Stadt sollen Wörrstädter für ihre Mitbürger ohne Führerschein oder Auto einen Fahrdienst anbieten, um diese wieder mobiler zu machen. Der Stadtrat hat diese Idee unterstützt und ein Fahrzeug angeschafft. Aktive Bürger, die den Bürgerbus zum Fahren bringen, waren schnell gefunden. Die Vorbereitungen liegen in den letzten Zügen.

Die ehrenamtlichen Helfer des Projekts »Bügerbus« (in alphabetischer Reihenfolge):
Horst Adam, Anneli Bauer, Hubert Beck, Ursel Becker, Gerhard Binder, Reinhard Burbulla, Annabella Di Barca, Norbert Keller, Erwin Kern, Hans-Willi Kreis, Armin Kreitner, Liane Lang, Herbert Müller, Günter Röming, Hans-Dieter Schröder, Andreas Wahl, Edith und Günter Werling, Jürgen Wichter, Karl-Heinz Wicher.

Ein Gespräch zum Stand der Dinge mit Jürgen Wichter:

Herr Wichter, Sie sind einer von 20 engagierten Bürger/innen, die die Aktion durchführen wollen. Was ist Ihr Job?

Herr Seebald hat mich gefragt, ob ich als Koordinator meine beruflichen Erfahrungen bei der Organisation des Bürgerbus-ses einbringen möchte. Ich war Stellvertretender
Schulleiter an der IGS und habe u.a. Stundenpläne erstellt und den Schulablauf mit organisiert. Wir sind derzeit 20 Aktive, die sich die unterschiedlichen Aufgaben aufteilen. Die meisten wollen sich beim Fahren abwechseln, fünf Damen organisieren den Telefondienst, ein Dreier-Team um Horst Adam hält das Fahrzeug in Schuss, Hans-Willi Kreis wird die Fahrer einteilen und ich kümmere mich um Fragen wie Pressearbeit, die Suche nach Sponsoren, die Koordination mit der Bürgerbus-Aktion der Verbandsgemeinde und vieles andere.

An wen richtet sich das Angebot des Bürgerbusses?

Es ist vorwiegend gedacht für ältere Menschen, die über kein eigenes Fahrzeug oder Mitfahrmöglichkeiten verfügen. Ob es generell von Bürger/-innen genutzt werden kann, die, aus welchen Gründen auch immer, kein Auto fahren können, wird sich zeigen. Manche Gemeinden wie Langenlonsheim bieten das an. Hier gibt es schon länger einen Bürgerbus und dieses Modell haben wir uns intensiv angesehen.

Wie sieht das Angebot aus?

Wir werden zunächst einen Fahrdienst an zwei Tagen anbieten: dienstags und freitags von 8 bis 18 Uhr. Wer an diesen Tagen z. B. vom Tiefgewann in die Verbandsgemeinde muss oder aus Rommersheim zum Arzt nach Wörrstadt, der kann am Nachmittag des Vortags eine entsprechende Fahrt bei unserer Telefonzentrale anmelden. Die Damen werden die Wünsche notieren und Fahrtrouten und -ziele koordinieren, wenn z. B. im gleichen Zeitraum mehrere Anfragen vorliegen.

Um falsche Erwartungen zu vermeiden: Der Bürgerbus ist kein Taxi für mich allein?

Nein. Wir fahren zwar zum gewünschten Ziel und dann auch wieder an dieHeimatadresse.
Aber es wird sicher auch mal eine Sammelfahrt werden. Um Wartezeiten gering zu halten, wollen wir z. B. mit den potentiellen Zielen wie Arztpraxen besprechen, wie wir über die Rückfahrtzeiten informiert werden.

Wie sieht es mit Fahrzelen außerhalb Wörrstadts aus?

Wir können nur Ziele in Wörrstadt und Rommersheim anbieten. Ob mehr möglich ist, muss man sehen.

Was kostet der Bus für die Nutzer?

Das Fahrzeug bezahlt die Stadt. Die Fahrer und alle anderen Aktiven arbeiten ehrenamtlich, bekommen also kein Entgelt. Die Fahrt kostet die Nutzer deshalb nichts. Wer sich für diesen Service bedanken möchte, der hat die Möglichkeit, eine kleine Spende im Bus einzuwerfen. Dieses Geld soll eine Anerkennung für die ehrenamtlichen Helfer sein und wird von der Stadt nicht zur Kostendeckung benutzt.

Was passiert, wenn unterwegs etwas passiert?

Selbstverständlich ist das Fahrzeug versichert. Unsere Fahrer haben alle einen Auffrischungskurs für medizinische Ersthelfer gemacht, sie haben eine augenmedizinische Untersuchung bestanden. Die Helfer sind als Ehrenamtliche abgesichert. Wir sind also vorbereitet.

Wo lagen die Probleme bei der Vorbereitung?

Es gab keine großen Probleme. Kleine Stolpersteine waren falsche Erwartungen. Der Bürgerbus ist kein Ersatz für den öffentlichen Personennahverkehr. Das Projekt lässt sich auch nicht am Wochenende abwickeln. Damit wird es für Berufstätige leider schwer, sich zu engagieren. Wir wollen auch keinen Behindertentransport ersetzen. Das alles konnte im Vorfeld geklärt werden. Das größte Problem zurzeit ist: Wir sind startklar, aber das Fahrzeug kann erst Anfang Juli geliefert werden.

Sie starten jetzt zunächst an zwei Tagen. Ist eine Erweiterung denkbar oder bräuchte es dann mehr Helfer?

Wir haben derzeit 16 Fahrer, die zweimal die Woche zwei Fahrschichten abdecken, d.h. man kommt in der Regel einmal im Monat dran. Zusätzlich zu den Regeltagen wollen wir auch an den Altennachmittagen am Mittwoch fahren. Wenn sich weiterer zusätzlicher Bedarf ergibt, wird man sehen müssen, ob der abgedeckt werden kann. Die VG plant ein ähnliches Angebot: Konkurrenz oder Ergänzung? Ich sehe es als Ergänzung. Dort wird man Dienstag und Donnerstag fahren und Ziele in der gesamten VG abdecken. Wir werden da, denke ich, gut zusammenarbeiten.

Wenn ich als Fahrer oder in anderer Form helfen möchte, an wen wende ich mich?

Die Telefonnummer des Bürgerbusses werden wir noch veröffentlichen. Man kann sich aber gern heute schon an mich wenden. Erreichbar bin ich über die Stadt Wörrstadt.

Wenn der Bürgerbus im Juli 2015 gestartet ist, was würden Sie im Juli 2016 gerne rückblickend sagen?

Ich würde gern sagen können, dass wir gut ausgelastet sind und die Bürger unseren Bus gern annehmen. Und ich würde gerne ankündigen können, dass wir deshalb unser Angebot um einen weiteren Tag ausbauen wollen.

Herr Wichter, ich danke für das Gespräch und wünsche Ihnen und allen
Mitwirkenden viel Erfolg.

Das Gespräch führte Rudi Gültner.